Heldenmusik im Dauerregen
BaZ vom 16. September 2011

Heldenmusik im Dauerregen

BaZDas szenische Konzert “Triumph und Trauer” mit zwei Basler Orchestern in Augusta Raurica

Von Sigfried Schibli

(Artikel BaZ vom 19. September 2011)

Augst. Vierzig Minuten lang hielten sich die dunklen Wolken zurück, bis am Freitag um 20.45 Uhr die Himmelsschleusen aufgingen und einen Dauerregen entliessen, der zum Abbruch des szenischen Konzerts zwang. Die Basler Stadtmusik hatte gerade ihre Prozession beendet, angeführt von zwei Piccolos und einer Basler Trommel, und sich auf der Spielfläche des Römischen Theaters in Augusta Raurica mit dem Akademischen Orchester Basel zusammengetan, um die “Grand Symphonie funèbre et triomphale” von Hector Berlioz zu spielen.

Diese wunderbar feierlich und ernsthafte Musik voller Trauerrhythmen entstand 1840 zum Gedenken an die Revolution von 1830 und ihre Opfer. Leider musste sie in Augst dem Publikum vorenthalten beleiben, wodurch das Konzert um seinen Höhepunkt gebracht wurde.

Brio ohne Beethoven
Es hatte vieversprechend begonnen mit der “Marseillaise”, genau genommen mit dem Aufmarsch der Musikerinnen und Musiker, die sich wie Kriegsversehrte mühselig an ihre Notenpulte schleppten (Regie: Björn Jensen).
Nach diesem Marsch der Revolution, der bald wehmütig und bald entschlossen klang, gab es weitere Revolutionsmusiken, die von der Stadtmusik vom oberen Rand der Zuschauerreihen aus gespielt wurden. Die weite Entfernung zwischen dem Dirigenten Philipp Wagner und den Instrumentalisten dürfte der Grund für einige leichte Wackelkontakte im Zusammenspiel gewesen sein.
Ein ausgewachsene Ouvertüre von Etienne-Nicolas Méhul schloss sich an (“La Chasse du jeune Henri”) und gab vier Hornisten des Orchesters Gelegenheit, sich mit solistischen Beiträgen zu profilieren. Dieses Stück, nicht weit  entfernt vom Beethovenschen Brio, bildete die Brücke zur Militärsinfonie von Gossec, die von der Stadtmusik in reichlicher Entfernung, aber schneidend scharf und deutlich artikuliert dargeboten wurde.
Warum dem Publikum die Titel der Werke vorenthalten wurden, blieb das Geheimins der Verantwortlichen dieses kurzen Abends, den man nicht nur wegen des Wetterpechs, sondern auch wegen des unbedingt hörenswerten Programms wiederholen sollte.