Ein Musiker mit Leib und Seele
BaZ vom 16. September 2011

Ein Musiker mit Leib und Seele

BaZPhilipp Wagner leitet die Musiktage Basel 2012, die heute und morgen stattfinden

Von David Wohnlich

Basel. Am Samstagabend wird es, nach einem anstergenden Wettspieltag für Hunderte von Musikerinnen und Musikern, wieder soweit sein: Philipp Wagner wid im Festsaal des Stadtcasions die SMB Big Band (die Big-Band-Formation der Statdmusik Basel) dirigieren, und alle können die Musik geniessen, sich dazu entspannen oder sogar das Tanzbein schwingen.

(Artikel BaZ vom 16. Juni 2012)

Wer den jugendlich wirkenden, charmanten Dirigenten sieht, käme nicht auf den Gedanken, dass Wagner sein musikalisches Zuhause vor allem im Milität hat – er ist, im Range eines Majors, Instruktor im Ausbildungszentrum für Militärmusik in Aarau. Erst wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, kommt man darauf: Die Militärmusik hat sich genau wie die “zivile” Blasmusik weiterentwickelt, ist differenzierter, anspruchsvoller geworden.

Revolutionäres Orchester
Schmissige Marschmusik wirkt, schaut man sich das Repertoire der Harmoniemusiken und Brassbands an, fast historisch. Man pflegt sie zwar, oft mit einem leicht ironischen Unterton, durchaus liebevoll, aber sie ist längst nicht mehr die Triebfeder des Musizierens in den Vereinen und Verbänden – im zivilen Leben genauso wenig wie im Militär.
“Deshalb bin ich gern im Ausbildungsbereich tätig”, sagt Philipp Wagner, der 1965 in Reigoldswil geboren wurde, am Conservatoire de Lausanne Trompete und an der Musik Akademie Basel Blasmusikdirektion studiert hat und seither immer wieder als Dirigent aufgefallen ist: früh etwa mit dem legendär gewordenen bobl, dem Blasorchester Baselland, das er zusammen mit Bruno Martin leitete und das vor rund 20 Jahren ziemlich revolutionär war – so frisch, origniell und qualitativ hochstehend, dass ihm 1991 der Sprtenpreis Musik des Kantons Baselland verliehen wurde.

Wettbewerbe fördern Qualität
Seither engagiert sich Wagner für die Blasmuik, sucht immer weider nach neuen Möglichkeiten und strebt Verbesserungen an. “Wettbewerbe wie derjenige am Wochenende sind sehr gut – sie fördern die Qualität enorm”, meint er.
Was daraus werden kann, kann er jeweils hören, wenn er mit dem Symphonischen Blasorchsester des Schweizer Armeespiels übt und auftritt – mit dem einzigen professionellen Blasorchester der Schweiz, in dem Berufsmusiker ihre WK leisten.

Vereine verlieren ihre Funktion
Etwas, da man von aussen weniger bemerkt, macht ihm allerdings Sorgen: “Es gibt zwar viele Junge, die spielen – aber das täuscht etwas darüber hinweg, dass es immer weniger Vereine gibt.” Die Vereine sähen sich nämlich zunehmend dazu gezwungen, sich zusammenzuschliessen, um alle Stimmen  besetzen zu können.
Diese Problem haben auch die Chöre – die Traditionvereine wohl überhaupt – vermutlich aus den gleichen Gründen: Die Vereine verlieren zunehmend ihre Funktion als blosse dekorative Ausstattung der Gemeinwesen, sie haben sich musikalisch emanzipiert, haben andere Ansprüche entwickelt, als nur gerade 1.-August-Reden musikalisch zu garnieren, obwohl sie natürlich auch dies noch tun, vermutlich ganz gern.
Daneben entstand in den letzten Jahren und Jahrzehnten aber auch eine reiche Konzertszene, die hohe Ansprüche an die Musizierenden stellt und allein dadurch selektiv wirkt.

30 Vereine spielen um die Wette
Nun werden also heute Samstag und morgen Sonntag die Basler Musiktage über die Bühne des Grossen Musiksaals und des Festsaals gehen; über 30 Musikvereine werden um die Wette spielen, es wird auch reichlich Platzkonzerte geben.
Und wer Philipp Wagner als Bandleader erleben möchte, weiss, was er hetue Abend tun sollte – bei freiem Eintritt.

Alle Einzelheiten sowie der ganze Festführer sind auf der Interneseite der Musiktage Basel einzusehen: http://musiktage-basel.ch/