Römische Akustik – eine Wundertüte
BaZ vom 16. September 2011

Römische Akustik – eine Wundertüte

BaZDas szenische Konzert “Triumph und Trauer” im Theater Augusta Raurica

Von Sigfried Schibli

Augst. Im zweiten Anlauf hat es jetzt doch noch geklappt. Das vor einem Jahr wegen Regens abgebrochene szenische Konzert “Triumph und Trauer” im römischen Theater ging am Donnerstag gerade noch kurz vor dem abendlichen Gewitter trocken über die Bühne. Und die Ausdauer der Mitwirkenden wie der Zuhörenden hat sich gelohnt: Man wurde Zeuge einer bemerkenswerten Aufführung, die selten zu hörenden französichen Militärmusikwerke auf achtbarem Niveau darbot.

(Artikel BaZ von 25. August 2012)

Das Akademische Orchester Basel spielte zuerst, bewusst in armlicher Kleidung als Zeichen der Beschädigung durch den Krieg, eine “Marseillaise”, der alles Triumphale ausgetrieben war. Von der obersten Reihe der Zuschauertribühne tönte die Stadtmusik Basel herunter. Die sonst nicht übliche Verbindung von Sinfonierorchester und Blasorchester sollte sich im Hauptwerk des Programms, der “Grande Symphonie funèbre et triomphale” von Hector Berlioz (1840), bewähren. Zuvor lauschte man zwei Militärmärschen und einer Militärsinfonie des Revolutionskomponisten François-Joseph Gossec und der Jagd-Ouvertüre seines Kollegen Louis-Josehph Daussoigne-Méhul.
In beiden Formationen zeigten sich Qualitäten, aber auch Grenzen: Während die Stadtmusik ein wenig Mühe mit der grossen Entfernung zum Dirigenten hatte, klangen die Streicher im Akademischen Orchester zeitweise schütter. Das römische Theater aber erwies sich als akustische Wündertüte – von weit her klang die Musik am transparentesten. Die instrumentalen Mängel waren in der halbstündigen, dunkel glühenden Beriloz-Sinfonie wie weggeblasen: Satter Bläserklang (tolle Soloposaune!) in präzis gefassten Rhythmen wurde durch die zurückhaltenden, eher als Füllsel wirkenden Streicher ergänzt. Zum guten Ende kann in der “Apothéose” noch der Schellenbaum (Berlioz spricht von “Pavillon chinois”) mit seinem hellen Metallklang zum Einsatz.
Apropos Satzbezeichnungen: Diese sollte man auf dem Programmzettel nicht verschweigen, ebenso wenig wie die Namen der Dirigenten (Philipp Wagner und Raphael Immoos). Aber das Theater-Board von Augusta Raurica ist ja noch jung und lernfähig.