Das Ende einer musikalischen Ära

Das Ende einer musikalischen Ära

baz

BaZ vom 20. Januar 2018

Philipp Wagner dirigiert sein letztes Konzert der Stadtmusik

Von Lena Dändliker

Basel. Philipp Wagner ist nervös. Auch nach 29 Jahres als Dirigent bei der Stadtmusik Basel ist die Anspannung kurz vor dem Konzert gross. Läuft alles reibungslos ab? Wird die Akustik im Saal gut sein? Dir Fragen bereiten dem 52-Jährigen ein mulmiges Gefühl, denn Wagner ist im Verein nicht nur Dirigent, sondern auch Mitorganisator der Konzerte.


Wenn Wagner heute Abend die Bühne des Musical-Theaters Basel zum diesjährigen Galakonzert betrifft, wird er sie mit einem weinenden und einem Lachenden Auge wieder verlassen. Denn es ist sein letzter Auftritt.

«Ich bin nahe am Wasser gebaut. Ein paar Tränen werde ich womöglich nicht unterdrücken können», sagt der Liestaler. Er blickt dabei auf eine langjährige und bereichernde Zusammenarbeit mit dem Präsidenten Ruedi Küng und den anderen Vorstandsmitgliedern zurück. Nie sei es zu Streitereien gekommen, und Küng habe ihm stets den Freiraum gegeben, den er bei seinen Projekten gebraucht habe. Und natürlich berühre die tolle, bleibende Kameradschaft mir Musikantinnen und Musikanten, welche all die Jahre mitgeprägt haben. Trotzdem ist es für Wagner stimmig, dass er nun gehen kann.

Fünf Stunden investiere er durchschnittlich pro Woche in die Stadtmusik Basel und seine Gedanken rund um den Verein könne er auch neben den Präsenzzeiten nicht richtig ausblenden – das koste viel Energie. «Ich werde älter», stellt Wagner nüchtern fest.

Wer nun glaubt, er wolle sich komplett von der Musik verabschieden, der hat sich getäuscht: Der Berufsdirigent, der als Musikinstruktor bei der Schweizer Armee arbeitet, ist des Musizierens noch lange nicht überdrüssig. Viele Projekte schweben ihm vor. Eines davon ist die Trompete. Nach 20 Jahren Pause will der ehemalige Trompetenlehrer das Spiel auf seinem Lieblingsinstrument wieder aufnehmen.

Der Zweite Grund, weshalb er eine Karriere bei der Stadtmusik Basel beendet, ist seine Familie: Wagner freut sich, fortan wieder mehr Zeit für seine Tochter zu haben und mir ihr das Klavierspielen pflegen zu können.

Wagner hoch drei

Aufgewachsen in einer Musikerfamilie in Reigoldswil, wurde Wagner von Beginn weg in den Bann der Klänge gezogen. Nach jahrelangem Klavier- und Trompetenunterricht trat er in die Fussstapfen seines Vaters und liess sich zum Blasorchesterdirigenten ausbilden. Zusätzlich machte er den Abschluss als Trompetenlehrer. Über das Militär ist er dann zur Stadtmusik gekommen.

Bis heute hat Wagner das symphonische Blasorchester bei weit über 250 Konzert begleitet und die Stadtmusik Basel wesentlich geprägt. Dass Wagner sein Amt als Dirigent niederlegen will, ist ihm schon länger klar. Nun sei aber der passende Moment dafür gekommen. «Hätte ich nicht runden 30 Jahren aufgehört, wäre das vielleicht ein Jahr zu später gewesen», sagt er. Wagner ist es wichtig, dass sich die Stadtmusik mir viel Energie weiterentwickeln kann – mit Mischa Meyer als neuem Dirigenten habe man einen guten Nachfolger gefunden, ist er überzeugt.

An seinem diesjährigen Galakonzert begleitet das Blasorchester die Ballett- und Bewegungsschule Liestal zu ihrem Tanz. Drei Generationen Wagner werden dann im Musical-Theater Basel auf der Bühne stehen: seine Tochter als Balletttänzerin, sein Vater als Euphonimumspieler im Blasorchester und Philipp Wagner selber als Dirigent. Ein perfekter Abgang. Fast schon etwas kitschig.