
Fliessende Klänge am Basler Rhein
UNISONO Juni 2022
von TAMARA ACKERMANN / LJ
Der Ausspruch «panta rhei» (alles fliesst) geht angeblich auf den griechischen Philosophen Heraklit zurück und gilt als Metapher für dessen Lehre, dass die Welt sich konstant im Fluss befindet. Der Rhein und das Fliessen spielen auch beim diesjährigen 150. Jubiläum der Stadtmusik Basel eine wichtige Rolle, denn der Verein hat sich mit der Auftragskomposition «Rhein Rhythm Spiel» von Daniel Schnyder einen Wunsch erfüllt.

Am 2. Juli 1872 wurde das Gründungsdokument des Basler Musikvereins — wie die Stadtmusik Basel damals hiess — unterzeichnet. Deshalb hat der Verein für dieses Jahr ein grosses Jubiläum mit verschiedensten Aktivitäten und Konzerten geplant. Einiges hat er, bedingt durch die Pandemie, verwerfen oder verschieben müssen, doch etwas haben sich die Musikerinnen und Musiker nicht nehmen lassen: Zum Geburtstag der Stadtmusik soll ein eigens für sie komponiertes Stück erklingen.
Bei den Abklärungen zeigte sich, dass als Komponist hierfür nur der in Zürich geborene und heute in New York lebende Daniel Schnyder infrage kam. «Nach einigen Klangbeispielen war uns klar, dass wir den Komponisten für unser Auftragswerk gefunden hatten. Die Mischung von verschiedenen Richtungen und die Klangbilder, die Daniel Schnyder in seinen Werken erreicht, haben uns überzeugt», so Michael Sackmann, Präsident der Musikkommission der Stadtmusik.
Fliessende Rhythmussprache
Das Resultat des Kompositionsauftrags erreichte Anfang des Jahres Basel: «Rhein Rhythm Spiel» ist ein Werk in zwei Sätzen, das neue Wege innerhalb des Blasmusikrepertoires geht und den Musikerinnen und Musikern einiges abverlangt. Die Tatsache, dass die Worte «Rhein» und «Rhythm» beide vom griechischen Wort für «fliessen» abstammen, hat Schnyder zu diesem Titel inspiriert. Die Idee vom strömenden Wasser durchzieht die Partitur. Hierzu sagt der Komponist, der auch als Saxofonist und Flötist bekannt ist, folgendes: «Die Rhythmussprache des Stücks hat mehr einen fliessenden, liquiden Charakter und weniger einen inerten Festkörpercharakter.» Neben Elementen aus dem Jazz und der Latin Music bediente sich Schnyder am Barock und arbeitete für «Rhein Rhythm Spiel» auch mit Fugen und Kontrapunkten. Ungewöhnliche Klangfarben zeichnen gerade die ruhigen Momente aus, die wie stille Gewässer den Strom der Komposition kontrastieren.
Neue Herausforderungen
Auf den Bezug zur Stadtmusik Basel angesprochen, erzählt Schnyder von seinem Wunsch, für die Musikerinnen und Musiker eine besondere Musiziererfahrung zu schaffen, die über längere Zeit hinweg Bestand hat. «Ich wollte etwas schreiben, was eine Herausforderung darstellt, aber auch viel Freude bereitet. Etwas, an dem man sich die Zähne ausbeissen kann; etwas, was auch beim dritten Spielen noch interessant bleibt und dem Publikum guttut.»
In dieselbe Kerbe schlägt Mischa T. Meyer, Dirigent der Stadtmusik. Er hebt hervor, dass das Orchester bei der Erarbeitung des Werks von Schnyder dazu gezwungen werde, sich intensiv mit der Musik auseinanderzusetzen. Dies geht seiner Meinung nach über das Üben hinaus: «Bei solchen Werken reicht es nicht aus, seine Stimme fehlerfrei spielen zu können. Man muss die Musik verstehen, um sie adäquat wiederzugeben.»
Die Uraufführung
Die Stadtmusik Basel wollte sich zu ihrem Jubiläum ein besonderes Geschenk machen. Wer sich die Partitur zu «Rhein Rhythm Spiel» ansieht, erkennt, dass dies ihr und vor allem dem Komponisten Schnyder gelungen ist. Zu hören wird das Stück am Geburtstag der Stadtmusik Basel, am 2. Juli 2022, im Rahmen des Sommerwind-Festivals (mehr dazu auf den Pizzicato-Seiten) im Stadtcasino Basel sein. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.