Wie klingt der Regenbogen?

Wie klingt der Regenbogen?

unisono

unisono April 2021

von Tamara Ackermann

“In der Zeit der Pandemie müssen wir kreativ sein und den Mut haben, unser geliebtes Hobby neu zu denken.”

Ungefähr so könnte ein aktueller Leitsatz für Blasmusikerinnen und Blasmusiker lauten. Zehn Mitglieder der Stadtmusik Basel zeigen, dass eine mögliche Lösung auch ganz schön bunt sein kann.

Es ist ein kalter Donnerstagabend, an dem man eigentümliche Geräusche aus einem Keller in Basel vernehmen kann. Die Geräusche klingen wie Sektkorken, die in verschiedenen Tonhöhen nacheinander geknallt werden und die bei genauerem Hinhören eine Melodie ergeben. Silvester ist jedoch schon länger Geschichte, und es handelt sich auch nicht um Sektkorken. Was man hört, sind Boomwhackers.

Klingende Plastikröhren
Boomwhackers sind farbige Plastikröhren, die einen gestimmten Ton erzeugen, wenn man sie gegen ein Objekt oder die eigenen Oberschenkel schlägt. Man kennt dieses Instrument vielleicht aus Musikzimmern von Primarschulen oder von der musikalischen Früherziehung. Doch hier werden nicht die Notennamen eingeübt oder erste Tonleitern gespielt. Die zehn Musikerinnen und Musiker der Stadtmusik Basel, die in besagtem Keller gerade proben, üben ganze Stücke ein.

Projekt aus der Not entstanden
Die Idee zu diesem eigenwilligen Projekt ist im letzten Herbst entstanden, nachdem Gesamtproben für Orchester wegen der verordneten Massnahmen des Bundes nicht mehr möglich waren. Am Anfang stand der Gedanke, dass ein Ensemble mit einer anderen Ausgangslage gegründet werden soll: Während bei den meisten Formationen zunächst eine Besetzung feststeht und dann hierfür Musikerinnen und Musiker gesucht werden, formierten sich diese zehn Personen zuerst und suchten danach eine Möglichkeit, zusammen zu musizieren. Boomwhackers sind erschwinglich und können ohne grosse Vorbereitung oder Übung gespielt werden. Sie schienen also perfekt auf diesen Zweck zu passen.

Teamwork erforderlich
Boomwhackers unterscheiden sich dahingehend von Orchesterinstrumenten, dass mit einer Röhre nur ein einziger Ton erzeugt werden kann. Für das Spielen einer Melodie sind also mehrere davon nötig, die dann auch von verschiedenen Musikerinnen und Musikern gespielt werden müssen. Eine Person ist also nur für wenige Töne verantwortlich und muss darauf achten, diese im richtigen Moment zum Erklingen zu bringen. Dies fördert nicht nur die rhythmische Genauigkeit und die Fähigkeit, aktiv die Melodien mitzudenken, das Spielen von Boomwhackers ist auch musiziertes Teamwork auf einer ganz neuen Ebene. Das bestehende Repertoire für dieses Instrument ist sehr klein, weswegen die Basler Musikerinnen und Musiker sich ihre meist zweistimmigen Stücke selbst arrangieren. Dabei muss neben der Anzahl der Personen auch auf die verfügbaren Boomwhackers geachtet werden.

Stimmenprobe
Nachdem die für Proben zugelassene Personenzahl auf fünf Personen reduziert wurde, musste sich auch das Basler Boomwhackers-Ensemble etwas einfallen lassen. Seit diesem Zeitpunkt proben die zwei Stimmen, welche aus je fünf Musikerinnen und Musikern bestehen, getrennt voneinander. Es kann auf lange Dauer natürlich etwas eintönig sein, die immer gleichen Melodien respektive Basslinien ohne die dazugehörige Ergänzung zu spielen, und so hofft das Ensemble, bald wieder gemeinsam musizieren zu dürfen.

Für den Moment the beste Probemöglichkeit
Die beschriebenen Proben und die unkonventionellen Instrumente können zwar nicht darüber hinwegtrösten, dass die Musikerinnen und Musiker der Stadtmusik sich danach sehnen, endlich wieder ihre eigenen Instrumente im grossen Orchester zum Erklingen zu bringen. Doch der klingende Regenbogen der Boomwhackers bietet momentan für sie die beste Möglichkeit, weiterhin gemeinsam zu musizieren.